Grußwort anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Deutsche in der Ukraine"

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Grußwort anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Deutsche in der Ukraine"

Die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene

Grußwort anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Deutsche in der Ukraine" im Haus des Deutschen Ostens, München, 25. April 2024

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,

bis vor wenigen Jahren war die Ukraine für viele ein relativ unbekanntes Land. Obwohl das flächenmäßig zweitgrößte Land auf unserem Kontinent, wusste man nur wenig über das Land geschweige denn, dass man es selbst bereist hatte und damit aus eigener Anschauung kannte. Dabei ist die Ukraine ein altes, traditionsreiches Land im östlichen Europa, zu dem wir Deutsche kulturell wie historisch sehr enge Bindungen haben und hatten. Die Ukraine ist mitnichten „weit weg", sondern ein Land, das weit nach Mitteleuropa ragt und in seiner Geschichte eben nicht nur zeitweise vom russischen Imperium beherrscht, sondern zunächst von Polen-Litauen und später auch von Österreich-Ungarn geprägt wurde. Und sie war Heimat von vielen Deutschen, die dort eine neue Heimat gefunden hatten.

Davon erzählt die Ausstellung „Deutsche in der Ukraine: Kultur und Geschichte", die heute im Haus des Deutschen Ostens eröffnet wird. Sie zeigt, wie sehr die Ukrainedeutschen ihrer neuen Heimat verbunden waren und wie sehr sie das Land geprägt haben und sie von ihm geprägt wurden. Leider wurde diese Geschichte lange nicht erzählt, und war überlagert vom schrecklichen Schicksal der Deutschen in der Sowjetunion, das natürlich auch unzählige Ukrainedeutsche betroffen hat. Zudem wurden die Ukrainedeutschen - zu Unrecht - auch lange einfach den „Russlanddeutschen" zugerechnet, mit denen sie das Schicksal der Unterdrückung und Deportation teilten, von denen sie sich aber doch insoweit unterschieden, als sie in einem Land lebten, das in vielerlei Hinsicht doch ganz anders war.

In welcher Region der Ukraine auch immer, haben die Deutschen seit dem 18. Jahrhundert als Bauern, Händler oder Unternehmer zum Gedeihen ihrer neuen Heimat beigetragen. Dabei standen sie in engem Austausch mit ihren ukrainischen und jüdischen, polnischen, ungarischen oder rumänischen Nachbarn. In all ihren Teilen war die Ukraine lange ein von Vielfalt, Toleranz und Freiheitssinn geprägtes Land. Dass sie heute wesentlich bekannter ist als früher, hat indes einen traurigen Grund: Schon seit über zwei Jahren muss sie ihre Freiheit und die Werte Europas gegen einen Aggressor verteidigen, der sie mit einem brutalen Angriffskrieg überzogen hat und ihren Namen von der Landkarte tilgen will.

Diese Ausstellung im Haus des Deutschen Ostens erzählt von heute an nicht nur von der Geschichte und Kultur der Deutschen in der Ukraine, sondern zeigt auch, wie eng wir Deutschen diesem Herzland Europas verbunden sind. Das ist auch wichtig, angesichts des Unwissens, das bei vielen Menschen auch 35 Jahre nach dem Mauerfall immer noch vorherrschend ist, wenn es um das östliche Europa geht. Die Ausstellung weitet insofern auch unser aller Perspektive, als in jenem Teil Europas mehr Deutsche als irgendwo sonst außerhalb dessen gelebt haben, was heute Deutschland ist. Viele Bayern und Deutsche wissen das heute gar nicht mehr. Es ist höchste Zeit, sich daran wieder zu erinnern.


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Mit herzlichen Grüßen

Ihre
Dr. Petra Loibl, MdL

29 April 2024
Autor: RDU
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